Deutschland gibt im Vergleich weniger aus für Gesundheit
Die OECD hat ihre so genannten „briefing notes“ über die Gesundheitskosten im Vergleich herausgegeben. Für Deutschland finden Sie die übersichtlichen Ergebnisse hier.
OECD: Ausgaben in $ pro Kopf
Bei den absoluten Gesundheitsausgaben pro Kopf rangiert Deutschland an 9. Stelle auf einem vergleichbaren Niveau wie Österreich, Dänemark und Canada. Allen weit voraus sind die USA, die fast doppelt so viel ausgeben, wie die Deutschen. Mehr als die Hälfte davon finanzieren die US-Bürger privat, ohne staatliche Hilfe (Grafik: (c) OECD).
Ausgaben als % vom BIP
Der Goldstandard für den internationalen Vergleich sind die Ausgaben als Anteil der gesamt verfügbare Einnahmensumme des Landes: Das BIP. Deutschland war lange unter den teursten drei der Welt (klassisch mit der Schweiz und den USA). Mittlerweile haben die Deutschen Platz fünf inne. Die OECD weist in ihrer Publikation zwar noch Platz vier aus, wenn man aber die aktuellen live Daten der OECD betrachtet, stimmt das nicht mehr ganz.
Die Zeitreihe zeigt auf, dass Deutschland seit 2009 Jahr für Jahr in Relation weniger für Gesundheit ausgegeben hat. In absoluten Zahlen stiegen die Gesundheitsausgaben um 1,1% im Jahr 2011. Die Europäischen Länder, die am meisten unter der Eurokrise leiden, haben ihre Gesundheitsausgaben teilweise drastisch reduziert (Portugal 2010 10,2% – 2012 9,4%).
Die Entwicklung der Rangfolge bei den Gesundheitsausgaben zeigt, dass Deutschland sich aus der absoluten Topposition langsam in Richtung Mittelfeld bewegt.
Die Niederlande zeigen hier eine Entwicklung gegen den allgemeinen Trend: In zehn Jahren haben sie es von Platz 15 auf den dritten Platz geschafft. Die vergleichsweise hohen Kosten für Pflege in Heimen und zu Hause sind wahrscheinlich der Motor dieser Entwicklung.
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Die Bettendichte
Gerne weisen deutsche Gesundheitsökonomen auf die hohe Bettendichte in der Bundesrepublik hin: Neben der Anzahl Herzkatheterinterventionen und Arztbesuche pro Kopf, ist dies einer der „Beweise“ für eine Überversorgung hier zu Lande. Tatsächlich hat Deutschland in Europa mit 8,3 Betten pro 1.000 Einwohner immer noch die höchste Bettendichte.
Was allerdings gerne vergessen wird: Diese Zahl umfasst Akut- und Rehakrankenhäuser (siehe dazu die Gesundheitsberichterstattung des Bundes). Deutschland leistet sich eine Reha-Infrastruktur, die auch nach der Kurkrise immer noch einmalig in der Welt ist (außer vielleicht in Japan und Südkorea). Nur 70% der deutschen Betten sind Akutbetten. Das ist in den umliegenden Ländern ganz anders. Um diese Differenz bereinigt, dürfte die Bettendichte in Deutschland geschätzt 6,6 pro 1.000 Einwohner betragen, was einen siebten Platz in der OECD-Rangordnung bedeuten würde.
Insgesamt bewegt sich Deutschland auf einem hohen Niveau, sowohl was Kosten als auch was Bettenkapazität betrifft. So verschwenderisch, wie es uns mancher Politiker und manche Krankenkasse vorspiegeln möchte, sind wir aber nicht. Wenn Argumente für eine Reduzierung von Gesundheitsleistungen vorgebracht werden, sollte man mit polemischen Übertreibungen und Halbwahrheiten vorsichtig sein: Fehlplanungen gehen letzlich zu Lasten der Menschen im Land.
Die Tabellen und Grafiken , die wir für diese Veröffentlichung erstellt haben, können Sie als
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