Absurde Preisgestaltung in Kliniken der USA

Medicaid, eine amerikanische Sozialversicherung, die minimale Gesundheitsleistungen für Unversicherte und Arme finanziert, hat chaotische Vergütungsregelungen. Für die gleichen Leistungen werden, je nach Krankenhaus, sehr unterschiedliche Vergütungen berechnet:

Leistung

Rechnung Krankenhaus 1

Rechnung Krankenhaus 2

Zahlbetrag Medicaid

Spiegelung Augenhintergrund

82,25 $

4.187,25 $

74 $

Bronchoskopie

18.735,33 $

4.622,25 $

1.700 $

Der Grund für die teilweise wirklichkeitsfremden Rechnungsbeträge liegt in einem komplexen Vertragswerk zwischen Medicaid und Krankenhaus. In Prinzip läuft es darauf hinaus, dass der höchste Betrag, den das Krankenhaus für die Leistung in Rechnung stellen könnte (“Ölscheich-Rechnung”), berechnet wird. Kein Krankenhaus glaubt ernsthaft, dass die Rechnung jemals in der Höhe beglichen werden könnte: Krankenhäuser müssen Medicare die Kosten für die Behandlung offen legen und aufgrund dieser Daten wird bestimmt, was Medicare bezahlt. Das berichtet Time in einer Artikelserie. In einem Kommentar zum Artikel berichtet ein Patient, wie im für eine Sehnenplastik am Schultergelenk eine Rechnung in Höhe von 17.000 $ gestellt wurde. Reguliert wurde die Forderung letztlich durch Zahlung von 2.200 $. Ein anderer Leser berichtet über eine Spondylitis, die zwei Jahre lang behandelt wurde. Er hat Rechnungen in einer Gesamthöhe von 2,2 Mio $ zu bezahlen!

In Kreisen der Hämato-Onkologen in den USA wird sorgenvoll berichtet, dass viele Leukämiepatienten (CML) unterversorgt sind, weil die Therapiekosten zu hoch seien (Das Ärzteblatt berichtete). Als Lösung wird an die Pharmazeutische Industrie appelliert: Die Medikamentenkosten sollen reduziert werden. Auf ein tragfähiges Solidarsystem nach europäischem Modell wird nicht verwiesen.

Die Preisgestaltung der Krankenhäuser bedeutet für Selbstzahler Willkür und unter Umständen ein großes finanzielles Risiko. Die Bezahlung mit Leistungsbezug (immerhin waren Medicaid und Medicare weltweit die ersten Versicherungen, die ein DRG-System eingesetzt haben) käme Medicaid zu teuer. Daher fordert der Autor ein Abonnementsystem mit einer pauschalen Bezahlung ohne Leistungsbezug. Diese Finanzierung soll dann mit Krankenhäusern mit einer Art vorgelagertem MVZ vereinbart werden.

Auffällig ist, dass die Qualität und Intensität der medizinischen Versorgung in der Diskussion nicht auftauchen. Immerhin wird ein Abonnementsystem die Leistungsbereitschaft der Leistungserbringer klar reduzieren: Jeder Arztbesuch schmälert dann den Ertrag. Das ist anscheinend kein Problem in einer Gesellschaft, die dazu neigt, soziale Härtefälle als selbstverschuldete Schwäche zu bewerten. Das Land, das die “vom Tellerwäscher zum Millionär”-Romantik als Inbegriff von Freiheit hoch lobt hat eben diese Kehrseite. Wer nämlich Tellerwäscher bleibt, hat offensichtlich nicht wirklich versucht, Millionär zu werden. Pech eben! Wer den Film “Das Streben nach Glück” mal kritisch angeschaut hat, weiß, was ich meine…

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