„Nervtötend!“ ein MDK-Mitarbeiter beschwert sich
In einem wütenden Leserbrief (publiziert in der Münchener Merkur) kritisiert ein Mitarbeiter des MDK-Bayern rezente Medienberichte, die die Unabhängigkeit des MDK von den Krankenkassen in Frage stellen. Der Verfasser fühlt sich persönlich und grundlos angegriffen in der Ausübung seiner Aufgabe als „wichtiges Regulatorium in einem insgesamt chaotisch funktionierendem Gesundheitssystem“.
Tatsächlich hat der Briefschreiber Recht, wenn er die Einseitigkeit und polemischen Elemente gewisser Medienberichte kritisiert. Insbesondere die investigativen Aktualitätensendungen im Fernsehen sind erfahrungsgemäß nicht zimperlich wenn es um klare und eingängige Statements geht. Allerdings betrifft das nicht nur den MDK oder die Krankenkassen, sondern generell jedes Thema der Berichterstattung.
Eine dünnhäutige Reaktion auf Kritik aus den Reihen des MDK ist immer wieder zu beobachten. Die oftmals emotional vorgebrachten Argumente, die Persönliches nicht mehr von Sachlichem trennen, wirken befremdlich. Befremdlich deswegen, weil der MDK auf der anderen Seite keine Bedenken zu haben scheint, polemische Betrugsvorwürfe der Spitzenverbände der Krankenkassen zu unterstützen. Alle Jahre wieder werden Zahlen des MDK ins Feld geführt, um die kriminelle Energie der Krankenhäuser zu „beweisen“. Dass diese nackten Zahlen ohne den entsprechenden Kontext den nicht fachkundigen Leser in die Irre führen können, bleibt dabei unerwähnt.
Die Darstellung des MDK als ethisch makellose Gemeinschaft, die „die Grenzen des gesetzlichen Leistungsrechts aufzuzeigen und mit der medizinischen Notwendigkeit in Einklang zu bringen“ sucht, entspricht nicht der Wirklichkeit. Sie ist genau so wenig wahr, wie die Vorstellung, der MDK sei ein gefügiges Instrument der Krankenkassen. Die Wahrheit liegt natürlich irgendwo in der Mitte.
Der MDK ist, genau so wie die Leistungserbringer im Gesundheitswesen, fehlbar und nicht immun gegen Druck und Versuchungen. Die meisten Mitarbeiter des MDK sind zweifelsfrei guten Willens und kompetent. Auch das ist bei den Leistungserbringern nicht anders.
Es wäre hilfreich, wenn Kritik nicht gleich als eine Art Blasphemie verstanden würde, die man sofort und mit möglichst starken Worten von sich weisen muss. Stattdessen sollten wir alle nach Weisheit streben, denn:
[quote style=“boxed“]Nur wenige Menschen sind weise genug, hilfreichen Tadel nichtssagendem Lob vorzuziehen. (François de La Rochefoucauld)[/quote]