Abrechnungsstrategie: Was die Kassen erwarten

© Sergey Nivens

Der Spitzenverband der GKV hat erklärt, welche Abrechnungsstrategie die Krankenhäuser ihrer Meinung nach künftig verfolgen werden. Vor einer Woche hielt der Gesundheitsausschuss des Bundestags eine Expertenanhörung zum MDK-Reformgesetz. Wir durften dabei sein und lauschen, was die Experten zu sagen haben. Manche Verschwörungstheorie wurde zum Besten gegeben.

Wir wollen gehört werden

Zwischen erster und zweiter Lesung des Gesetzesentwurfs stellt der Gesundheitsausschuss Fragen an “Experten” zum Thema. Es wird Munition gesammelt; je nach politischer Couleur für oder gegen das MDK-Reformgesetz.

Wir melden uns für die Teilnahme an, weil wir auf eine drohende Gefahr für die PEPP-Häuser hinweisen wollen. PEPP wird tageweise vergütet. Dadurch ist es leicht, durch “Streichen” des letzten Tages, eine beliebige Beanstandungsquote herbeizuführen. Könnte verheerend werden und verdient Aufmerksamkeit, meinen wir.

Wir müssen aber feststellen, dass nicht jedermann gefragt wird. Wir sind keine “Experten” und dürfen nichts sagen. Stattdessen reden die üblichen Verdächtigen: Krankenhausgesellschaft, Kassenverbände, “Einzelgutachter” und so weiter. Also doch keine gelebte Demokratie, wie wir gehofft hatten.

Trotzdem war es interessant…

Die Sicht des Spitzenverbandes GKV

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Herr Wolff vom Spitzenverband ist den Krankenhäusern als “Scharfmacher” bestens bekannt. Er erläutert dem Ausschuss seine Sorgen, dass durch eine Deckelung der Prüfquote der “Anreiz zum korrekten Abrechnen” nachlassen könnte. Er erwartet, dass die Krankenkassen nur noch “teure” Fälle prüfen werden, während die Krankenhäuser mit den kurzen Aufenthalten davon kommen könnten.

Außerdem erwartet er eine neue betrügerische Strategie der Krankenhäuser und die geht so:

  1. Am Anfang des Quartals lassen die Krankenhäuser korrekt abgerechnete Fälle gezielt “falsch aussehen”.
  2. Die Kassen fallen darauf rein und prüfen. Ohne Erfolg, versteht sich.
  3. Ist die Prüfquote dann verbraucht, wird das Krankenhaus beliebig falsch abrechnen! :-)

Manchmal fragt man sich, ob Herr Wolff seine eigenen Geschichten auch wirklich glaubt.

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Und noch eine Theorie

Auch Prof. Dr. Beivers (Hochschule Fresenius) erkennt Fehlanreize im Gesetzesentwurf. Er fürchtet eine andere Variante des Betruges durch Krankenhäuser. Sie ist aber nicht so “einfach”, wie die Idee von Herrn Wolff:

  1. Korrekte Fälle werden zeitnah im laufenden Quartal abgerechnet.
  2. Dadurch wird wenig beanstandet und die Prüfquote zukünftiger geringer. (?)
  3. Die komplexen und teuren (gemeint ist wohl: falsch abgerechneten) Fälle werden dann erst im nachfolgenden Quartal abgerechnet.

Wie das genau gemeint ist, und welche Gefahr droht, bleibt im Dunkeln; wir zumindest haben es nicht verstanden. Es scheint, dass der Volkswirt Beivers etwas zu weit über dem wahren Leben schwebt, um wirklich zu verstehen, wie Krankenhausabrechnung in der Praxis funktioniert.

Fazit

Es fehlt der Platz, um alle Wortbeiträge bei der Anhörung angemessen würdigen. Aber ehrlich gesagt: Wirklich Neues haben wir nicht erfahren. Es scheint, dass der Gesetzesentwurf keine großen Emotionen auslöst. Der geneigte Leser kann sich die Anhörung auch selbst in der Mediathek des Bundestags anschauen.

Aber wir haben etwas gelernt: Wenn ein Krankenhaus eine neue Abrechnungsstrategie braucht, dann hat Herr Wolff vom Spitzenverband Vorschläge dafür. Sie müssen nur noch herausfinden, wie man richtig abgerechnete Fälle “falsch aussehen” lässt.

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