3.07.19.01 Suprathel als alloplastische Weichteildeckung

[dropcap]I[/dropcap]nsbesondere bei Verbrennungen kommt gerne eine temporäre Wunddeckung mit Suprathel zum einsatz (siehe YouTube Video weiter unten auf der Seite). Vorher wird dabei ein “stumpfes Debridement” oder “Dermabrasion” durchgeführt: Eine Art Abschmirgeln der Haut (5-921.1-). Das Suprathel verbleibt dabei lange auf der verletzten Haut. Siehe Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie.

Der MDK kritisierte regelmäßig die Kodierung 5-923.2 oder 5-923.7 Temporäre Weichteildeckung bei Verbrennungen und Verätzungen: Durch alloplastisches Material, kleinflächig resp. großflächig. Diese Kodierung kann erlösrelevant sein.

Seit 2014 ist die Problematik entschärft, weil DIMDI eine neue OPS eingeführt hat (5-932.a und 5-932.b Weichteildeckung durch hydrolytisch resorbierbare Membran) und eine FAQ (5008) veröffentlicht hat. Für die Jahre vor 2014 wird  die Kodierung mit 5-923.2 oder 5-923.7 darin ausdrücklich bestätigt.

Was ist Suprathel?

Es handelt sich also bei der Applikation von Suprathel, resorbierbarem Epithelersatz, um einen chirurgischen Eingriff und nicht um die bloße Auflage eines Wundverbandes. Suprathel eine resorbierbare, mikroporöse Membran, die zur Behandlung von Verbrennungswunden zweiten bis dritten Grades zugelassen ist. Suprathel wird als temporärer Hautersatz verwendet, es wurde analog zur menschlichen Haut entwickelt und es besitzt vergleichbare Eigenschaften wie die normale Haut, wie Elastizität, Wasserdurchlässigkeit und Bakteriendichtigkeit. Die beim Abbau von Suprathel entstehenden Abbauprodukte stimulieren die Wundheilung durch Unterstützung der Angiogenese (Blutgefäßneubildung) und des Dermisaufbaus (Hauterneuerung). Die Konstruktion von Suprathel wirkt bakterientötend und minimiert dadurch das Infektionsrisiko.

Zweitgradige Verbrennungswunden heilen innerhalb von 14 bis 21 Tagen. Der Vorteil von Suprathel ist die einmalige Anwendung im Sinne o.g. operativen Eingriffes in Narkose und das Belassen des Epithelersatzes auf der Wunde bis zur vollständigen Abheilung. Zwischenzeitliche Verbandswechsel müssen lediglich bei den oberflächlichen Sekundärverbänden durchgeführt werden. Dies kann schmerzfrei auf Station oder ambulant durchgeführt werden. Hier zeigt sich auch der Vorteil von Suprathel gegenüber einfachen Verbandsmaterialien, gerade in der Anwendung beim Kind. Wenn Verbrennungswunden im Kindesalter mit herkömmlichen Verbandsmaterialien (z.B. Hydrokoloidverbände, PU-Schaumverbände etc.) versorgt werden, so müssen sie in der Regel zwei- bis dreitäglich verbunden werden. Diese Verbandswechsel sind immer schmerzhaft und müssen bei Kleinkindern zum Teil in Narkose durchgeführt werden. Diese Verfahren stellen somit keine gleichwertige Alternative zur Anwendung von Suprathel im Kindesalter dar.

Was sagt der MDK dazu?

Natürlich immer wieder etwas Anderes: Die Gutachter sind ja frei! Eine Meinung möchten wir Ihnen aber nicht vorenthalten: Sie wurde von einem Arzt für Plastisch-Ästhetische Chirurgie des MDK verfasst. Er widerspricht seinem Kollegen, der etwas forscher geurteilt hatte, mit der gebührenden Vorsicht :-)

Also nicht verzagen: Widersprechen und ggf. klagen!