EHCI über deutsches Gesundheitssystem: Rang 7 in Europa

Quelle: EHCI 2013 - Health Consumer Powerhouse

Quelle: EHCI 2013 – Health Consumer Powerhouse

Der Koalitionsvertrag betont das Qualitätsproblem in der deutschen Gesundheitsversorgung. Zu Recht? Ja, so scheint es.

Das schwedische Beratungsunternehmen Health Consumer Powerhouse hat ihren regelmäßig erscheinenden “Euro Health Consumer Index” (EHCI) publiziert. Insgesamt wurden 48 Indikatoren für die Qualität der Versorgung berücksichtigt. Dazu gehören beispielsweise, Wartezeiten vor Terminen,  Zugang zu neuen Krebstherapien und auch Ergebniskriterien wie Mortalität beim Herzinfarkt und MRSA Infektionen.

Deutschland hat sich im Vergleich zum letzten Jahr wieder verbessert und klettert von Platz 12 auf Platz 7. Positiv werden dabei zum Beispiel die Umsetzung der Patientenrechte und der gute Zugang zur medizinischen Versorgung bewertet. Wartezeiten sind im internationalen Vergleich in Deutschland keine Schwäche, sondern eine Stärke. In diesem Zusammenhang erinnern wir uns an die Zwei-Klassen-Medizin Unkenrufe der Gesundheitsexperten der SPD und Grüne!

Nicht so brillant, sondern eher durchschnittlich, sind die Ergebnisse der medizinischen Versorgung. Besondere Kritikpunkte sind die hohe Sektiorate, die Mortalität beim Herzinfarkt und die häufige stationäre statt ambulanter Dialyse. Insbesondere das schlechte Abschneiden beim Herzinfarkt gibt, angesichts der hohen Anzahl Herzkatheterlabore in Deutschland, zu denken.

EHCI: Die Nachbarn führen die Tabelle an

Anteil der Gelder, die für stationäre Leistungen ausgegeben werden

Anteil der Gelder, die für stationäre Leistungen ausgegeben werden

Die Qualität wird keineswegs als schlecht beurteilt, aber das Preis-Leistungsverhältnis stimmt hier (noch) nicht. Das Nachbarland Niederlande ist die Nummer 1 der Liste und schneidet in allen Aspekten gut ab. Gerade dieses Land hat jedoch Deutschland auch bei den Ausgaben für Gesundheit in den letzten Jahren überholt. Dennoch lohnt es sich, sich über die Hintergründe des guten Abschneidens (auch in der Qualität!) Gedanken zu machen.

Die Autoren der Studie sehen den hohen Anteil Ausgaben für stationäre Leistungen als Grund für die hohen Gesundheitskosten in den Niederlanden (Grafik: EHCI 2013).  Wir gehen davon aus, dass auch der immense Aufwand, der in den Niederlanden für ambulante Pflege getrieben wird, ihren Beitrag leistet. Die Vermutung liegt nahe, dass die Kosten nicht primär durch die höhere Ergebnisqualität ausgelöst werden.

 Qualität: Wo soll sie her kommen?

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Die Politiker von CDU und SPD möchten die Krankenhäuser durch finanzielle Drohszenarien zu mehr Qualität zwingen. Schon wieder. Die anhaltende Diskussion über die Kosten der Versorgung (kennen Sie das Wort “Kostenexplosion” noch?) hat eine fatale Neigung entstehen lassen, alles über Geld regeln zu wollen. Das G-DRG-System ist dafür pathognomonisch.

Die Krankenhäuser sind seit vielen Jahren gezwungen, sich mit einem Ärztemangel auseinanderzusetzen. In der Folge werden in großen Mengen Honorarärzte eingesetzt und ausländische Ärzte trotz notorisch unzureichende Sprachkenntnisse eingestellt. Außerdem schreibt die Hälfte der deutschen Krankenhäuser rote Zahlen. Förderlich für die Leistungsqualität ist das alles nicht, soviel wissen auch die Gesundheitspolitiker. Da erscheinen wirtschaftliche Sanktionen als Lösungsweg zumindest befremdlich.

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Schlechte Ärzte – Schlechte Medizin

Ein Teil der Outcome-Ergebnisse für Deutschland (EHCI 2013)

Ein Teil der Outcome-Ergebnisse für Deutschland (EHCI 2013)

Was ist der auffälligste Qualitätsunterschied zwischen deutschen und niederländischen Krankenhäusern? Aus unserer Sicht die Qualität des Medizinstudiums und insbesondere der postakademischen Weiterbildung. In Deutschland wird die klinische Versorgung durch das G-DRG-System ohne Berücksichtigung von Weiterbildungskosten finanziert. Die Ausbildung unserer Fachärzte bleibt ein Hobby, das Not leidende Krankenhäuser und Assistenzärzte auf eigene Kosten gestalten müssen.

In den Niederlanden sind Facharztweiterbildungen von den Fachgesellschaften zentral strukturiert worden. Der Weiterbildungsassistent bekommt einen Vertrag für die ganze Weiterbildungszeit, der ihm eine ausreichende Erfahrung mit den verschiedenen Aspekten seines Faches garantiert. Dafür ist er verpflichtet, bestimmte Kurse zu besuchen und regelmäßige Zwischenprüfungen und Fähigkeitstests zu bestehen. Die erste Prüfung ist in der Regel nach einem Jahr angesetzt. Es ist daher durchaus üblich, dass Ärzte mangels Leistung aus der Weiterbildung ausscheiden müssen.

In Deutschland wird man Facharzt, indem man ausreichend Zeit in bestimmten, festgeschriebenen Fachabteilungen verbringt. Wo und wann das ist, bleibt dem Arzt in der Weiterbildung komplett selbst überlassen. Am Ende müssen vom Chefarzt  gewisse Leistungen (z. B. ein OP-Katalog) bescheinigt werden. Dass diese Kataloge nur selten die ungeschönte Wirklichkeit abbilden, ist ein offenes Geheimnis. Wenn der Weiterbildungsassistent schon nicht ausreichend im OP ausgebildet werden konnte, sondern auf Station “verheizt wurde”, zeigt der Chef sich nicht selten erkenntlich, indem er den einen oder anderen nicht durchgeführten Eingriff dennoch bescheinigt. Und dann fehlt nur noch das Facharztgespräch, um den Facharztbrief zu bekommen. Die Qualität der Fachärzte ist also zu einem großen Teil von Interesse und Ehrgeiz des Einzelnen abhängig und deshalb sehr unterschiedlich. Es gibt gut und es gibt schlecht ausgebildete Fachärzte. Und diese liefern in der Folge gute und auch schlechte Medizin.

Da liegt aus unserer Sicht der Schlüssel zu einer qualitativ besseren Versorgung in den Krankenhäusern: Besser strukturierte Weiterbildung unserer Ärzte.

 

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